LIVENAME - EIN STÜCK ÜBER GENDER UND GESCHICHTE
von Frederik Müller
Zwischen Dämmerung und Dunkelheit: Eine Gruppe Jugendlicher hängt auf der Müllhalde der Geschichte rum. Aus Langeweile beginnen sie zu graben und entdecken eine Welt vor ihrer Zeit, die sie erstmal verstehen müssen. Schwer zu glauben, dass es früher mehr als ein Pronomen gab, um über andere Menschen zu sprechen.Schwer zu glauben, wie die Menschen früher ihre Familien selbst auswählen konnten. Schwer zu glauben, dass es jetzt, in der Enklave Freipfalz, unter post-toxischer Verwaltung im Jahr 2133, alles so viel besser sein soll als im 21. Jahrhundert!
Die Müllhalde enthüllt Biografien, Zeitungsschnipsel und Puzzleteile, die unsere zeitreisenden Protagonist*innen herausfordern, ihre eigene Position zu hinterfragen. Sie erfahren, dass Menschen früher klare Rollen aufgrund ihres Geschlechtes zugewiesen wurden, dass auch die Pfalz eine queere Geschichte hat und was eigentlich ein “Livename” ist. Ausgelassen, schillernd und sensibel beschäftigt sich Livename auf der Folie historischer Figuren mit aktuellen gesellschaftlichen Fragen. Was gilt als “normal”? Warum eigentlich? Und warum ist es so wichtig die Geschichte zu kennen?
Chawwerusch Theater Herxheim
Premiere: 17. Februar 2023
Regie: Susanne Schmelcher
Bühne und Kostüme: Sarah Sauerborn
Musik: Svea Kirschmeier
Choreographie: Liam Clancy
Dramaturgie: Monika Kleebauer
Mit: Miriam Grimm, Svea Kirschmeier, Stephan Wriecz
Fotos: Annika Marz
"Mit enormer Energie sind sie [die drei Darsteller] auf der Bühne präsent, tauchen im „See“ so enthusiastisch unter, dass die lila Bälle nur so ins Publikum spritzen. Die Gefühle wechseln von Angst und Anpassung bis zu Neugier und euphorischer Entdeckerfreude. Zudem müssen die drei immer wieder Rollenwechsel bewältigen, treten als ihre eigenen „Bütter“ (Eltern) auf oder verkörpern die queeren Menschen aus der früheren Zeit. (...) Am Ende werfen die drei Helden ihre Fesseln ab: Sie wollen die Vergangenheit kennen. Und sie haben Lust auf Zukunft, Lust auf ein selbst gestaltetes Leben."
Rita Reich / Die Rheinpfalz / 21.02.2023
"Livename zeigt eine Welt in der Zukunft, in der es zwar keine Unterschiede mehr zwischen den Menschen gibt, die aber dennoch eine Dystopie ist – auch weil das Bewusstsein für sexuelle und gesellschaftliche Diversität und Geschichte fehlt. Dieser Zukunft stellt das Stück eine Vergangenheit gegenüber, in der es zwar einerseits Vielfalt, andererseits aber auch Intoleranz gegenüber Transmenschen gab."
SWR 2 / 16.02.2023