UNGEDULD DES HERZENS
von Thomas Jonigk nach dem Roman von Stefan Zweig
Leutnant Hofmiller bittet auf dem Fest der reichen Familie Kekesfalva die Tochter des Hauses zum Tanz. Welch ein Affront! Denn Edith ist gelähmt. Verzweifelt versucht der junge Mann daraufhin, sein Missgeschick wieder gutzumachen, besucht Edith regelmäßig. Beseelt von der Euphorie, die er auszulösen vermag, ist er unfähig zu erkennen, wohin das alles führen kann. Als Edith ihm schließlich ihre Liebe gesteht und verzweifelt seine Erwiderung einfordert, schreckt er angeekelt zurück. Doch zu schwach, um endlich ehrlich zu sein, verlobt er sich trotzdem mit ihr, verleugnet sie aber kurz darauf vor seinen Kameraden und bricht Edith damit buchstäblich das Genick. Stefan Zweigs Roman spielt im Jahr 1914, in den Tagen vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Erschreckend klar führt Zweig uns vor Augen, wie seine Figuren unaufhaltsam auf die persönliche Katastrophe zusteuern, während die Welt – von ihnen unbemerkt – den gleichen Weg geht.
Tiroler Landestheater Innsbruck, Kammerspiele
Premiere: 22. April 2018
Regie: Susanne Schmelcher
Bühne und Kostüme: Marion Hauer
Dramaturgie: Romana Lautner
Mit: Marion Fuhs, Yael Hahn, Janine Wegener, Jan-Hinnerk Arnke, Jan Schreiber, Matthias Tuzar
Fotos: Rupert Larl
"Ein Abend im Theater-Olymp! Susanne Schmelcher setzt mit dem Ensemble neue Dimensionen. Der Roman ist schwer. Belastend. Kompliziert. Die Aufführung ist es nicht: Sie ist in ihrer Direktheit verblüffend. In ihrer Leichtigkeit fast frech. [...] Susanne Schmelcher schafft viel Raum für die Analyse der Seelen. Raum, der optisch von Marion Hauer fast leer gelassen wird. Minimalistischer geht es kaum. Ästhetischer auch nicht. [...] Da ist ein Ensemble das das Theater nicht neu erfindet. Aber es macht Theater zu einer neuen Erfahrung."
Moni Brüggeller / Krone / 24.04.2018
"Die früh absehbare Ausweglosigkeit, in die sich alle Figuren manövrieren, macht „Die Ungeduld des Herzens“ spannend. Auch weil Schmelcher das Stück nicht als um Bühnenrealismus bemühtes psychologisches Kammerspiel inszeniert, sondern bisweilen alptraumhafte Tableaus für innere Abgründe entwirft, wenn etwa ein Chor von Versehrten Helmut Qualtingers „Krüppellied“ anstimmt oder Ediths Behinderung von einer Kamera gefilmt und ausgestellt wird. Durchwegs überzeugend ist die Leistung des Ensembles [...] Allesamt feine, im besten Sinne untheatralische Charakterstudien also, denen es gelingt, aus vielen kleinen Momenten einen großen Theaterabend zu machen."
Joachim Leitner / Tiroler Tageszeitung / 24.04.2018